E-Mail-Marketing: Irrtümer bei der Erfolgsmessung

Letztes Update: 18. September 2024

Die E-Mail gehört seit jeher zu den wichtigsten Kanälen zur Kundenkommunikation. Viele Unternehmen sind komplett abhängig von ihrem E-Mail-Marketing. Email Analytics ist jedoch mit vielen Fallstricken verbunden. Das macht die Erfolgsmessung schwer.

Tatsächlich werden Email Clients, ähnlich wie Webbrowser, immer restriktiver und blockieren alle Möglichkeiten des Tracking. Oft bereits im Rahmen der Standardeinstellungen.

Die empfangenen Mailserver haben ebenfalls Einfluss auf die Erfolgsmessung. Denn installierte Sicherheitssoftware ruft nicht selten alle URLs der in einer E-Mail enthaltenden Hyperlinks auf. Das hat dirtekten Einfluss auf die Klickrate und oft auch auf die Open Rate (weil geklickte E-Mails häufig als „geöffnet“ bewertet werden.)

Es gibt aber auch viele weitere Faktoren, die zu einem verzerrten Bild führen. Zum Beispiel Probleme bei der Darstellung und Zustellung von E-Mails. Kleinste Fehler können dazuzführen, dass Marketer beim Betrachten der Clicks und Opens auf eine völlig falsche Fährte geführt werden. Auch inaktive Kontakte sind ein Problem. Das sind User, die über Wochen oder Monate hinweg empfangene E-Mails nicht mehr öffnen oder klicken. Wie geht man damit um?

Die häufigsten Irrtümer bei der Erfolgsmessung im E-Mail-Marketing

„Je größer die Liste, desto besser!“

Gegen eine große Anzahl an Abonnenten ist natürlich nichts einzuwenden. Je größer die Liste ist, desto eher resultieren aus ihr Umsätze. Das ist jedoch kein Grund, sich auf die Quantität zu konzentrieren. Wichtiger ist die Qualität der Abonnenten: Gehört der Kontakt zu den Zielkunden? Besteht ein latente Kaufabsicht? Liegt ein rechtsgültiges Opt-in vor? Liest der Kontakt regelmäßig den Newsletter?

Merke: Nur Abonnenten, die tatsächlich „engagen“ sind wertvoll. Inaktive Abonnenten schaden eher, weil sie die Zustellrate negativ beeinflussen können. Bei Mail Box Providern wie Gmail kommt seit September 2024 hinzu, dass eine zu hohe Beschwerderate bzw. Email Domain Reputation Grafiken blockiert werden, was wiederum das Open Tracking beeinträchtigt.

“Je weniger Abmeldungen, desto besser!”

Gewiss, jede Abmeldung ist ärgerlich. Aber immer noch besser, als eine Beschwerde oder ein inaktiver Kontakt. Denn beides wirkt sich negativ auf die Deliverability aus.

Umgekehrt kann eine geringe Abmelderate ein Zeichen dafür sein, dass viele Kontakte schlicht inaktiv sind, d. h. E-Mails gar nicht erst öffnen. Das muss in diesem Kontext genauso überprüft werden.

Die Frage ist, wie und warum es zu Abmeldungen kommt. Ist die Relevanz mangelhaft? Oder die Versandfrequenz zu hoch?

Achtung: Abmeldungen durch Bots sind vor allem im B2B-Umfeld ein häufiges Problem.

Email-Marketing KPI

“Je höher die Klickrate, desto besser!”

Besonders häufig missverstanden wird, man mag es kaum glauben, die Klickrate. Das liegt vor allem daran, dass es keine einheigtliche Berechnungweise gibt.

𝗪𝗲𝗹𝗰𝗵𝗲 𝗞𝗹𝗶𝗰𝗸𝘀 fließen in eine Berechnung ein❓

🤔 Die aller Klicks innerhalb einer E-Mail?
🤔 Oder nur, ob eine E-Mail oder ein CTA überhaupt geklickt wurde?
🤔 Was ist mit Klicks auf Abmeldelink?
🤔 Was ist mit den Links in der Browseransicht?
🤔Was ist mit multiplen Klicks auf einen Link?
🤔 Was ist mit dynamischen E-Mails, die abhängig vom Empfänger unterschiedliche Hyperlinks umfassen?

𝗪𝗲𝗹𝗰𝗵𝗲 𝗘-𝗠𝗮𝗶𝗹𝘀 werden zur Berechnung herangezogen❓

🤔 Alle abzüglich der Bounces?
🤔 Auch die der Abmelder?
🤔 Nur geöffnete E-Mails?

Ist das alles geklärt, können Dir dennoch zwei Probleme die Datenqualität verhageln:

⚠️ Bot Clicks: Das automatisierte Verfolgen von URLs durch eine Schutzsoftware beim Empfänger kann die Zahlen massiv durcheinanderwürfeln.

⚠️ Opens: Opens lassen sich nicht zuverlässig messen. Deshalb gilt in manchen Systemen eine geklickte E-Mail automatisch als geöffnet.

Sie sehen: Abhängig von der Art der Berechnung und der Umstände können völlig unterschiedliche Zahlen entstehen. Eine Klickrate von 5 % kann fantastisch, aber auch miserabel sein.

Wir halten in diesem Kontext allein diese beiden Metriken für aussagekräftig:

  • Anteil geklickter E-Mails: Alle E-Mails abzüglich Bounces, die mindestens einmal geklickt worden sind (ohne Abmeldelink). Man spricht hier auch von der 𝗥𝗲𝘀𝗽𝗼𝗻𝘀𝗲 𝗥𝗮𝘁𝗲.
  • Anteil geklickter E-Mails: Alle geöffneten E-Mails, die mindestens einmal geklickt worden sind (ohne Abmeldelink). Man spricht hier auch von der 𝗖𝗹𝗶𝗰𝗸-𝘁𝗼-𝗢𝗽𝗲𝗻-𝗥𝗮𝘁𝗲 (CTOR)


𝗧𝗶𝗽𝗽: Bevor Sie versuchen, eine Klickrate zu interpretieren, lassen Sie sich zunächst die Berechnungsweise erläutern. Und überprüfen den Einfluss von Bot Clicks.

“Je mehr Opens, desto besser!”

Seit jeher problematisch ist es, der Open Rate zu viel Bedeutung beizumessen. Denn Opens ließen sich noch nie sehr präzise messen. Das liegt vor allem an den eingesetzrten Zählpixeln („Blind Gifs“), die häufig nicht nachgeladen oder sogar mit speziellen Tools unterdrückt werden („Tracking Prevention“).

Einige ESPs zählen aus diesem Grund auch geklickte E-Mails als geöffnet. Hier greift jedoch das Problem mit den Bots, wie bereits im vorherigen Abschnitt beschrieben.

“Die Email Analytics des ESPs sind präzise!”

Email Service Provider haben oft eine sehr eigenwillige Art, Kennzahlen zu berechnen. Das liegt auch daran, dass es keine allgemeingültigen Definitionen für Metriken wie „Engagement Rate“ gibt. Gravierender ist jedoch die Tatssache, dass sie die Verzerrungen durch Bots und Tracking Prevention kaum verhindern können. 

Generell ist es sinnvoll, mehr als nur eine Datenquelle für die Erfolgsmessung heranzuziehen. So sollten die Klicks auf der Website bzw. im Shop mit entsprechender Web Analytics Software (z. B. Google Analytics) nachverfolgt werden, um das tatsächliche Engagement festzustellen und Bots herauszufiltern.

Fazit

Professionelles E-Mail-Marketing ist ohne permanente Erfolgsmessung unmöglich. Nur soll lassen sich strategische Ziele ohne Umwege erreichen. Bei der Auswahl von Metriken und Set-up des Trackings gibt es jedoch einiges zu beachten.
Frank Rix
Gründer von dialogue1

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