Was haben Anästhesistinnen, Fluglotsen und Office Managerinnen gemeinsam? Sie sind die verkannten Super-Stars des Alltags. Den Ruhm sahnen in der Regel andere ab. Der Star im E-Mail-Marketing ist der Mail Transfer Agent – kurz MTA. Was genau ist das?
Der Mail Transfer Agent (kurz MTA) ist eine Software, die für den Versand und Empfang von E-Mails verantwortlich ist. Klingt simpel, ist aber mit einigen Herausforderungen verbunden. Denn nicht immer ist der Empfänger einer E-Mail erreichbar. Auch droht aus allen Richtungen Gefahr von Angreifern: Hacker, Spammer, Bots usw.
Wie wird ein MTA eingesetzt?
Als zentraler Bestandteil eines Mailservers werden MTAs für folgende Aufgaben eingesetzt:
- Empfang von E-Mails
- Versand von E-Mails
Prinzipiell kann ein MTA beides gleichzeitig. Aus Sicherheits- und Performance-Gründen teilen sich verschiedenen MTAs diese Aufgaben jedoch häufig.
Wie funktioniert der Empfang einer E-Mail?
Ein MTA kann E-Mails von einem anderen MTA erhalten. Das passiert, wenn man an einem Nameserver (DNS) seine Zuständigkeit bekanntgegeben hat.
Kommt es zu einem Fehler, wird eine Bounce Mail mit Details zum Problem verschickt. Ist hingegen alles ok, wird die E-Mail an den lokalen Mail Delivery Agent (MDA) weitergeleitet. Der packt die E-Mail in den Ordner des Users. Im Anschluss kann dieser per POP3 oder IMAP darauf zugreifen.

Wie funktioniert der Versand einer E-Mail?
Ein MTA kann E-Mails auch von einem Mail User Agent (MUA) erhalten. Das ist häufig ein E-Mail-Programm wie Outlook. Aber auch eine Marketing-Software oder eine Email API kann als MUA agieren und E-Mails übergeben. Meistens geschieht das auf Basis von SMTP. (Als Bote agiert ein sogenannter Message Submission Agent.)
Fühlt sich der MTA für die Domain nicht zuständig, gibt er sie an einen anderen MTA weiter.
Wie ist eine E-Mail aufgebaut?
Grob betrachtet besteht eine E-Mail aus einem Header und einem Body.
Header
Der Header umfasst u.a. Informationen über die Herkunft, die involvierten MTAs und das Ziel der E-Mail.
Der Body hingegen umfasst den eigentlichen Inhalt.
Jeder MTA und auch der MDA ergänzen den Header um weitere Einträge. Ähnlich einem Logbuch.

Body
Der eigentliche Inhalt einer E-Mails steckt im Body.
Dank der Multipurpose Internet Mail Extensions (MIME) sind Sonderzeichen heutzutage kein Problem mehr. Auch lassen sich unterschiedliche Bodyparts deklarieren. Zum Beispiel für eine Multipart E-Mail, eingebettete Grafiken oder Dateianhänge.
Content-Type: multipart/mixed; boundary=frontier
This is a multi-part message in MIME format.
–frontier
Content-Type: text/plainThis is the body of the message.
–frontier
Content-Type: text/html
Content-Transfer-Encoding: base64PGh0bWw+CiAgPGhlYWQ+CiAgPC9oZWFkPgogIDxib2R5PgogICAgPHA+VGhpcyBpcyB0aGUg
Ym9keSBvZiB0aGUgbWVzc2FnZS48L3A+CiAgPC9ib2R5Pgo8L2h0bWw+Cg==
–frontier–
Werden ausgehende E-Mails sofort bearbeitet?
Nein! Damit sich ein MTA nicht verzettelt, werden ausgehende E-Mails zunächst in eine Warteschlange gepackt. In der Informatik spricht man auch vom Store-and-Forward-Verfahren. E-Mail werden also nie in Echtzeit verschickt.
Diese Warteschlange wird jedoch permanent abgearbeitet. Deshalb ist der Versand oft sehr schnell. Klappt eine Zustellung nicht, kommt es ggf. später zu einem erneuten Versuch.
Welche Bedeutung haben Sessions?
Wird eine E-Mail versendet, muss eine Session (bzw. Connection) aufgebaut werden. Dazu stellt sich der MTA bei dem anderen vor. Akzeptieren sich beide, können E-Mails übergeben werden.
Mails an eine bestimmte Domain werden deshalb oft bündelweise übergeben. Gehen zum Beispiel 10 E-Mails an GMX User, wird eine einzige Session aufgebaut und E-Mails können in einem Bündel übergeben werden. Das spart Zeit. Jedoch dürfen Pakete eine bestimmte Größe nicht überschreiten.

Mit welchen Problemen kämpft ein MTA?
Beim E-Mail-Versand läuft selten alles reibungslos. Mit diesen Problemen muss sich ein MTA herumärgern:
- Der MTA des Empfängers reagiert nicht auf Anfrage
- Der MTA des Empfängers erlaubt keine Session
- Der MTA des Empfängers unterbricht eine Session
- Der MTA des Empfängers will eine E-Mail nicht annehmen
- Die Warteschlange ist voll
Was sind Stellschrauben für die Zustellbarkeit?
Auch ein MTA kann so programmiert werden, dass es möglichst wenige Zustellprobleme gibt. Und gleichzeitig E-Mails möglichst zeitnah rausgehen.
- Verschiedenen MTAs mit eigenständiger IP-Nummern verwenden
- Versandgeschwindigkeit für bestimmte Domains drosseln (Throttling )
- Die Anzahl paraller Sessions begrenzen
- Die Größe von Session-Paketen optimieren
- Die Aufbewahrungszeit von E-Mails un der Warteschlange begrenzen
- Den Zeitrahmen eines erneuten Zustellversuchs bestimmen
Und was ist mit DKIM?
Für eine bessere Zustellbarkeit werden E-Mails immer häufiger mit einer DKIM-Signatur versehen. Und auch hier kommt der MTA ins Spiel:
Ausgehende E-Mails werden dann bei der Übergabe an einen anderen MTA über einen sogenannten DKIM Proxy Server geleitet. Genaue Regeln (z. B. für Nutzung multipler Keys) lassen sich individuell festlegen.
Welche MTAs gibt es auf dem Markt?
- Beliebte Mail Transfer Agents sind:
- Sendmail/Proofpoint
- Postfix
- Microsoft Exchange
- Exim
- Qmail
- KumoMTA
Es gibt aber auch High End MTAs, die von Konzernen und Email Service Providern eingesetzt werden. Diese sind in der Lage, viele Millionen E-Mails je Minute zu versenden und unterstützen z.B. API-Zugriffe oder eine Datenbankanbindung:
- MailerQ
- PowerMTA
- Halon
- Momentum MTA
Fazit
Der Mail Transfer Agent fristet im E-Mail-Marketing ein Schattendasein. Zu Unrecht, wie wir finden. Denn der MTA spielt eine elementare Rolle, wenn es um die schnelle und zuverlässige Zustellung von E-Mails geht.